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Herausforderungen und Strafgericht

Streifet durch die Gassen Jerusalems
und sehet doch nach und erkundigt euch und forschet nach auf ihren Plätzen,
ob ihr einen Mann findet, ob einer da sei,
der Recht übt und sich der Wahrhaftigkeit befleißigt;
so will ich ihr vergeben!
Aber wenn sie auch sagen: „So wahr der Herr lebt!“
so schwören sie dennoch falsch.
Herr, sehen deine Augen nicht auf Wahrhaftigkeit?
Du hast sie geschlagen, aber es tat ihnen nicht weh;
du hast sie fast aufgerieben, aber sie wollten keine Zucht annehmen;
sie machten ihr Angesicht härter als Fels,
sie wollten nicht umkehren!
Ich aber dachte: Nur die Geringen sind so;
sie benehmen sich so töricht, weil sie den Weg des Herrn,
das Recht ihres Gottes nicht kennen.
Ich will doch zu den Großen gehen und mit ihnen reden;
denn sie kennen den Weg des Herrn,
das Recht ihres Gottes!
Aber sie hatten allesamt das Joch zerbrochen,
die Bande zerrissen.
Darum schlägt sie der Löwe aus dem Wald,
überfällt sie der Steppenwolf;
der Pardel lauert an ihren Städten,
so daß, wer sie verläßt, zerrissen wird;
denn ihrer Übertretungen sind viele,
und groß sind ihre Abweichungen!
Wie wollte ich dir solches vergeben?
Deine Kinder haben mich verlassen
und bei Nichtgöttern geschworen;
und nachdem ich sie gesättigt hatte, brachen sie die Ehe
und drängten sich scharenweise ins Hurenhaus!
Wie brünstige Hengste schweifen sie umher;
jeder wiehert nach seines nächsten Eheweib.
Sollte ich solches ungestraft lassen, spricht der Herr,
und sollte sich meine Seele an einem solchen Volke nicht rächen?

10 Besteiget ihre Mauern und verderbet,
aber den Garaus machet nicht!
Schneidet ihre Schosse ab;
denn dem Herrn gehören sie nicht!
11 Denn gar treulos haben das Haus Israel und das Haus Juda an mir gehandelt,
spricht der Herr.
12 Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt: Nicht Er ist's!
Kein Unglück wird über uns kommen;
weder Schwert noch Hungersnot werden wir zu sehen bekommen!
13 Und die Propheten sind nur Windbeutel,
und niemand redet durch sie;
ihnen selbst ergehe es so!

14 Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen:

Weil ihr das gesagt habt,
siehe, so will ich meine Worte in deinem Munde zu einem Feuer
und dieses Volk zu Holz machen, daß es sie verzehren soll.
15 Siehe, ich bringe über euch, du Haus Israel, ein Volk von ferne her -
spricht der Herr -,
ein zähes Volk, ein uraltes Volk,
ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst
und dessen Rede du nicht verstehst.
16 Sein Köcher ist wie ein offenes Grab;
und aus lauter Helden besteht es.
17 Es wird deine Ernte und dein Brot verzehren,
deine Söhne und deine Töchter,
deine Schafe und deine Rinder fressen;
es wird deinen Weinstock und deinen Feigenbaum abfressen;
und deine festen Städte, darauf du dich verlässest, wird es mit dem Schwerte erobern.
18 Aber auch in jenen Tagen, spricht der Herr,
will ich euch nicht den Garaus machen.
19 Und wenn es dann geschieht, daß ihr fragt:
„Weshalb hat der Herr, unser Gott, uns das alles angetan?“
so sollst du ihnen antworten: „Gleichwie ihr mich verlassen und in eurem Lande fremden Göttern gedient habt,
so müßt ihr auch jetzt Fremden dienen in einem Lande, das nicht euch gehört!“

20 Verkündiget solches im Hause Jakob
und laßt es hören in Juda und sprechet:
21 „Höre doch dies, du törichtes, unverständiges Volk,
die ihr Augen habt und doch nicht seht,
die ihr Ohren habt und doch nicht hört!“
22 Mich wollt ihr nicht fürchten, spricht der Herr,
vor mir nicht erzittern,
der ich dem Meere den Sand zur Grenze gesetzt habe,
zur ewigen Schranke, die es nicht überschreiten darf?
Wenn sich seine Wogen auch dagegen auflehnen, so sind sie doch machtlos;
wenn auch seine Wellen toben, können sie dieselben nicht überschreiten.
23 Aber dieses Volk hat ein halsstarriges, aufrührerisches Herz;
sie haben sich abgewandt und sind davongelaufen
24 und haben in ihrem Herzen nicht gedacht:
Wir wollen doch den Herrn, unsern Gott, fürchten,
der den Regen gibt,
Früh- und Spätregen zu seiner Zeit,
der die bestimmten Wochen der Ernte für uns einhält.
25 Eure Missetaten haben diese Dinge abgelenkt,
und eure Sünden haben den Segen von euch zurückgehalten.
26 Denn unter meinem Volke finden sich Gottlose;
sie liegen auf der Lauer, ducken sich wie Vogelsteller;
sie stellen Fallen, um Menschen zu fangen.
27 Wie ein Käfig voller Vögel geworden ist,
so haben sich ihre Häuser mit Betrug gefüllt;
auf solche Weise sind sie groß und reich geworden!
28 Sie glänzen vor Fett;
auch fließen sie über von bösen Reden.
Für das Recht sorgen sie nicht,
für das Recht der Waisen, um ihnen zum Siege zu verhelfen,
und die Rechtssache der Armen führen sie nicht.
29 Sollte ich solches ungestraft lassen? spricht der Herr.
Sollte sich meine Seele an einem solchen Volke nicht rächen?
30 Entsetzliches und Abscheuliches
geschieht im Lande:
31 Die Propheten weissagen falsch,
und die Priester herrschen mit ihrer Unterstützung;
und mein Volk liebt es so!
Was wollt ihr aber tun, wenn das Ende davon kommt?

Keine Vergebung mehr!

Gott sagt: »Geht doch einmal durch die Straßen von Jerusalem und schaut euch um! Sucht alle Plätze ab! Wenn ihr auch nur einen Einzigen findet, der sich an das Recht hält und zu seinem Wort steht, dann will ich ganz Jerusalem vergeben. Denn die Leute in dieser Stadt lügen selbst dann noch, wenn sie bei meinem Namen schwören.«

Doch du, Herr, suchst nach aufrichtigen Menschen. Du hast dieses Volk geschlagen, aber sie haben sich nicht davon beeindrucken lassen; du hast sie fast ausgelöscht, und doch blieben sie hart wie Stein. Sie weigern sich beharrlich, zu dir umzukehren. Ich dachte: »So sind nur die Ungebildeten, die den Willen des Herrn und die Gebote ihres Gottes nicht kennen. Ich will mich an die führenden Männer dieses Volkes wenden und mit ihnen reden. Sie kennen ja den Willen Gottes und wissen, was er im Gesetz von ihnen verlangt.« Doch gerade sie wollen von Gott nichts mehr wissen. Seine Gebote sind für sie wie ein schweres Joch, das sie abgeworfen haben.

»Darum werden die Feinde kommen und sie zerreißen wie Löwen, die plötzlich aus dem Dickicht springen, wie Steppenwölfe werden sie über sie herfallen und wie Leoparden draußen vor der Stadt lauern. Wer hinausgeht, wird zerfleischt. Denn dieses Volk hat große Schuld auf sich geladen und mir immer wieder die Treue gebrochen.

Wie sollte ich euch da vergeben? Ihr habt mich verlassen und schwört bei Göttern, die keine sind. Ich habe euch genug zu essen gegeben – und ihr? Ihr treibt Ehebruch und lauft scharenweise ins Hurenhaus! Ihr seid wie überfütterte, geile Hengste: Jeder wiehert nach der Frau des anderen. Und das sollte ich ungestraft lassen, ich, der Herr? Muss ich ein solches Volk nicht zur Rechenschaft ziehen? 10 Zerstört die Mauern dieses Weinbergs, doch verwüstet ihn nicht ganz. Reißt seine Ranken ab, denn er gehört mir nicht mehr!«

Ich ziehe euch zur Rechenschaft

11 »Ich, der Herr, sage: Die Bewohner von Juda und Israel sind mir ganz und gar untreu geworden. 12 Mich, ihren Herrn, haben sie verleugnet, als sie behaupteten: ›Er kümmert sich um nichts! Uns wird schon kein Unglück treffen. Von Krieg und Hungersnot bleiben wir verschont. 13 Was die Propheten uns angedroht haben, ist leeres Geschwätz! Gott spricht nicht durch sie. Das Unheil soll sie selbst treffen!‹«

14 Doch der Herr, der allmächtige Gott, hat zu mir gesagt: »Weil dieses Volk so vermessen redet, lasse ich die Worte, die ich dir in den Mund gelegt habe, zu einem Feuersturm werden. Das Volk mache ich zu Brennholz, das vom Feuer verzehrt wird. 15 Hört, ihr Israeliten, ich sorge dafür, dass ein Volk von weit her kommt und in euer Land einfällt. Das Volk ist sehr viel älter als ihr, es ist unbezwingbar, und seine Sprache versteht ihr nicht. 16 Seine Bogenschützen treffen mit tödlicher Sicherheit, und die Soldaten sind alle erfahrene Kämpfer. 17 Dieses Volk wird eure Ernte und eure Vorräte vernichten, eure Söhne und Töchter töten, eure Schafe und Rinder schlachten und eure Weinstöcke und Feigenbäume umhauen. Eure befestigten Städte, auf die ihr euch verlasst, wird es blutig erobern.

18 Doch auch dann werde ich euch nicht völlig auslöschen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort. 19 Und wenn sie dich, Jeremia, fragen: ›Warum hat uns der Herr, unser Gott, dies angetan?‹, dann sollst du antworten: ›Ihr habt ihn verlassen und in eurem eigenen Land fremden Göttern gedient, nun müsst ihr in einem anderen Land fremden Herren dienen!‹

20 Verkündet den Nachkommen von Jakob, sagt dem Volk von Juda: 21 Hört, ihr Leute ohne Sinn und Verstand! Ihr habt Augen und Ohren, und trotzdem seht und hört ihr nicht! 22 Ich, der Herr, frage euch: Solltet ihr mich nicht fürchten und vor mir zittern? Ich habe dem Meer eine Grenze aus Sand gesetzt, die es niemals überschreiten kann. Wie wild seine Wellen auch toben, wie hoch die Wogen sich auch türmen – über die Grenze kommen sie nicht hinaus.

23 Aber ihr wagt es, euch gegen mich aufzulehnen, und geht eigene Wege. Ihr seid stur und widerspenstig. 24 Keiner von euch sagt sich: ›Wir sollten dem Herrn, unserem Gott, mit Ehrfurcht begegnen! Denn er sendet uns den Herbst- und Frühjahrsregen zur rechten Zeit und lässt Jahr für Jahr die Früchte reifen, damit wir sie ernten können.‹ 25 Aber nun sind Regen und Ernte ausgeblieben; eure eigene Schuld hat euch um all diese guten Gaben gebracht!

26 Ja, in meinem Volk gibt es gewissenlose Menschen, die wie Vogelfänger auf der Lauer liegen. Sie warten darauf, dass ihnen Menschen in die Falle laufen. 27 Ihre Häuser sind vollgestopft wie der Käfig eines Vogelfängers, sie häufen dort ihren Besitz auf, den sie mit Trug und List erbeutet haben. Mächtig und reich sind sie geworden, 28 fett und feist. Ihre Bosheit kennt keine Grenzen. Sie verhelfen keinem Waisenkind zu seinem Recht, den Armen verweigern sie jede Gerechtigkeit. 29 Und das sollte ich ungestraft lassen, ich, der Herr? Muss ich ein solches Volk nicht zur Rechenschaft ziehen?

30 Was in diesem Land geschieht, ist abscheulich und unerhört: 31 Die Propheten weissagen im Namen der Lüge, die Priester herrschen eigenmächtig, und meinem Volk gefällt das auch noch. Doch was werdet ihr tun, wenn das Ende kommt?«