Add parallel Print Page Options

Hannas Lobgesang

Und Hanna betete und sprach:

Mein Herz freut sich am Herrn,
mein Horn ist erhöht durch den Herrn;
mein Mund hat sich weit aufgetan über meine Feinde;
denn ich freue mich deines Heils!
Es ist niemand heilig wie der Herr,
ja, es ist keiner, außer dir;
und es ist kein Fels wie unser Gott!
Redet nicht viel von hohen Dingen;
Vermessenes gehe nicht aus eurem Munde!
Denn der Herr ist ein Gott, der alles weiß,
und von ihm werden die Taten gewogen.
Der Bogen der Starken ist zerbrochen,
und die Schwachen haben sich mit Kraft umgürtet.
Die Satten haben sich um Brot verdingt,
aber die Hungrigen hungern nicht mehr;
ja, die Unfruchtbare hat sieben geboren,
und die viele Kinder hatte, ist verwelkt!
Der Herr tötet und macht lebendig;
er stürzt ins Totenreich und führt herauf!
Der Herr macht arm und macht reich;
er erniedrigt, aber er erhöht auch.
Er erhebt den Geringen aus dem Staub
und erhöht den Armen aus dem Kot,
daß er sie setze unter die Fürsten
und sie den Thron der Ehren erben lasse;
denn die Grundfesten der Erde sind des Herrn,
und er hat den Weltkreis darauf gestellt.
Er wird die Füße seiner Frommen behüten;
aber die Gottlosen kommen um in der Finsternis;
denn nicht durch Kraft kommt der Mensch empor.
10 Die Widersacher werden vor dem Herrn erschrecken;
er wird über sie donnern im Himmel.
Der Herr wird die Enden der Erde richten
und wird seinem König Stärke verleihen
und das Horn seines Gesalbten erhöhen!

11 Und Elkana ging hin nach Rama in sein Haus; der Knabe aber diente dem Herrn unter den Augen Elis, des Priesters.

Gottloses Betragen der Söhne Elis

12 Aber die Söhne Elis waren Söhne Belials[a]; sie erkannten den Herrn nicht, noch wie der Priester mit dem Volk verfahren soll. 13 Wenn jemand etwas opfern wollte, so kam des Priesters Diener, während das Fleisch kochte, und hatte eine dreizinkige Gabel in seiner Hand; 14 und er stieß damit in den Topf der Kessel, in die Pfanne oder Schüssel, und was er mit der Gabel hervorzog, das nahm der Priester für sich. Also taten sie allen Israeliten, die dorthin nach Silo kamen. 15 Desgleichen, ehe man das Fett verbrannte, kam des Priesters Diener und sprach zu dem, der das Opfer brachte: Gib das Fleisch, damit man es dem Priester brate; denn er will nicht gekochtes, sondern rohes Fleisch von dir nehmen!

16 Sagte der Betreffende dann zu ihm: Man soll zuerst das Fett verbrennen, wie es sich gebührt; hernach nimm, was dein Herz begehrt so sprach er zu ihm: Du sollst es mir jetzt geben, wenn nicht, so will ich es mit Gewalt nehmen!

17 Darum war die Sünde der Jünglinge sehr groß vor dem Herrn; denn die Leute verachteten das Speisopfer des Herrn.

Samuel wächst heran

18 Samuel aber diente vor dem Herrn; und der Knabe war mit einem leinenen Ephod[b] umgürtet. 19 Dazu machte ihm seine Mutter ein kleines Oberkleid und brachte es ihm jedes Jahr mit, wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, das jährliche Opfer darzubringen. 20 Und Eli segnete Elkana und seine Frau und sprach: Der Herr gebe dir Kinder von dieser Frau an Stelle des Geliehenen, den sie dem Herrn geliehen hat! Und sie gingen an ihren Ort. 21 Der Herr aber segnete Hanna, daß sie empfing und noch drei Söhne und zwei Töchter gebar. Der Knabe Samuel aber wuchs heran bei dem Herrn.

22 Eli aber war sehr alt und erfuhr alles , was seine Söhne an ganz Israel taten, und daß sie sich mit den Frauen vergingen, die vor der Tür der Stiftshütte den Dienst verrichteten. 23 Und er sprach zu ihnen: Warum tut ihr solches? Denn ich vernehme von dem ganzen Volk euer böses Handeln! 24 Nicht doch, meine Söhne! Denn das ist kein gutes Gerücht, das ich höre; ihr macht das Volk des Herrn übertreten. 25 Wenn jemand wider einen Menschen sündigt, so wird Gott Schiedsrichter sein; wenn aber jemand wider den Herrn sündigt, wer will sich für ihn ins Mittel legen? Aber sie folgten der Stimme ihres Vaters nicht; denn der Herr wollte sie töten.

26 Aber der Knabe Samuel wuchs immer mehr heran und war angenehm, sowohl bei dem Herrn als auch bei den Menschen.

Gerichtsandrohung Gottes

27 Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Habe ich mich nicht deines Vaters Haus offenbart, als sie noch beim Haus des Pharao in Ägypten waren? 28 Ja, ihn habe ich mir dort vor allen Stämmen Israels zum Priester erwählt, daß er auf meinem Altar opfere, Räucherwerk anzünde und das Ephod vor mir trage; und ich habe dem Haus deines Vaters alle Feueropfer der Kinder Israels gegeben! 29 Warum tretet ihr denn aus lauter Bosheit meine Schlachtopfer und Speisopfer, die ich verordnet habe, mit Füßen? Und du ehrst deine Söhne mehr als mich, und ihr mästet euch von den Erstlingen aller Speisopfer meines Volkes Israel!

30 Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe allerdings gesagt, dein Haus und deines Vaters Haus sollen ewiglich vor mir aus- und eingehen; aber nun spricht der Herr: Das sei fern von mir! Sondern wer mich ehrt, den will ich wieder ehren; wer mich aber verachtet, der soll auch verachtet werden! 31 Siehe, die Zeit wird kommen, da ich deinen Arm und den Arm des Hauses deines Vaters abhauen werde, so daß in deinem Haus niemand alt werden soll. 32 Und du wirst nur Not sehen bei all dem Guten, das der Herr Israel erweisen wird; und es wird nie mehr ein Betagter in deinem Haus sein. 33 Ich will dir zwar nicht jedermann von meinem Altar wegtilgen, da deine Augen sonst verschmachten und deine Seele vor Sehnsucht vergehen müßte; aber aller Nachwuchs deines Hauses soll sterben, wenn sie das Mannesalter erreicht haben.

34 Und das sei dir zum Zeichen , was über deine beiden Söhne Hophni und Pinehas kommen wird: an einem Tage werden sie beide sterben! 35 Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken, der tun wird, was nach meinem Herzen und nach meiner Seele ist; und dem will ich ein beständiges Haus bauen, daß er immerdar vor meinem Gesalbten wandle. 36 Und wer von deinem Hause übrig ist, der wird kommen und sich vor ihm niederwerfen um einen Groschen und ein Stück Brot und wird sagen: Lass mich doch zu einer priesterlichen Bedienung zu, daß ich einen Bissen Brot zu essen habe.

Footnotes

  1. 1 Samuel 2:12 Söhne Belials, d.h. nichtswürdige Buben
  2. 1 Samuel 2:18 Ephod = Brustkleid

Hannas Loblied

Hanna sang ein Loblied:

»Der Herr erfüllt mein Herz mit großer Freude,
er richtet mich auf und gibt mir neue Kraft[a]!
Laut lache ich über meine Feinde
und freue mich über deine Hilfe!

Niemand ist so heilig wie du,
denn du bist der einzige und wahre Gott.
Du bist ein Fels,
keiner ist so stark und unerschütterlich wie du.

Lasst eure stolzen Reden und frechen Worte!
Wisst ihr denn nicht,
dass der Herr alles hört, was ihr sagt,
und genau prüft, was ihr tut?

Die Waffen starker Soldaten sind zerbrochen,
doch die Schwachen bekommen neue Kraft.
Wer immer satt geworden ist,
muss nun für ein Stück Brot hart arbeiten.
Doch wer damals Hunger litt,
hat heute genug zu essen.
Die unfruchtbare Frau bringt sieben Kinder zur Welt,
die kinderreiche jedoch welkt dahin!

Der Herr tötet und macht wieder lebendig.
Er schickt Menschen hinab ins Totenreich und ruft sie wieder herauf.
Manche macht er arm, andere dagegen reich.
Er erniedrigt und erhöht Menschen, wie er es für richtig hält.
Dem Verachteten hilft er aus seiner Not.
Er zieht den Armen aus dem Schmutz
und stellt ihn dem Fürsten gleich,
ja, er gibt ihm einen Ehrenplatz.

Dem Herrn gehört die ganze Welt,
auf ein festes Fundament hat er sie gegründet.
Er beschützt jeden, der ihm vertraut,
doch wer von ihm nichts wissen will, der wird in Finsternis enden.

Denn aus eigener Kraft erringt keiner den Sieg.
10 Wer es wagt, mit dem Herrn zu streiten, der verliert.
Er geht zugrunde, wenn Gott seinen schrecklichen Donner gegen ihn grollen lässt.
Der Herr wird über die ganze Welt Gericht halten.

Macht und Ehre gibt er seinem König,
den er auserwählt hat.[b]«

11 Danach reisten Elkana und Hanna wieder zurück nach Rama. Der Junge aber blieb beim Priester Eli und wurde unter seiner Aufsicht ein Diener Gottes.

Das gottlose Leben von Elis Söhnen

12 Hofni und Pinhas, die Söhne von Eli, waren gewissenlose Männer. Sie hatten keine Achtung vor dem Herrn[c] 13 und gaben sich nicht mit dem Anteil zufrieden, der ihnen vom Fleisch der geopferten Tiere zustand. Immer wenn jemand ein Opfer darbrachte und dann das Fleisch für das Festmahl kochte, schickten sie ihren Diener mit einer großen dreizinkigen Gabel zur Kochstelle. 14 Er stach damit in den Fleischtopf und brachte alles, was er aufgespießt hatte, Elis Söhnen, den Priestern.

So machten sie es bei allen Israeliten, die zum Opfern nach Silo kamen. 15 Oft stand der Diener sogar schon da, bevor das Fett des Opfertieres auf dem Altar verbrannt war. Dann forderte er: »Gib mir das Fleisch für den Priester! Er will es nicht gekocht von dir, sondern roh, damit er es braten kann.« 16 Wenn der Mann, der das Opfer darbrachte, einzuwenden wagte: »Zuerst muss doch das Fett für den Herrn verbrannt werden! Nachher kannst du meinetwegen nehmen, so viel du willst«, dann fuhr der Diener ihn an: »Ich will es sofort haben! Gibst du es nicht freiwillig, dann nehme ich es mit Gewalt.« 17 So luden die jungen Männer schwere Schuld auf sich, denn sie behandelten die Opfergaben, die für den Herrn bestimmt waren, mit Verachtung.

Samuel erhält Besuch von seinen Eltern

18 Der junge Samuel diente am Heiligtum des Herrn und trug bereits das leinene Priestergewand. 19 Jedes Jahr nähte ihm seine Mutter ein neues Obergewand und brachte es mit, wenn sie mit ihrem Mann zum jährlichen Opfer nach Silo kam. 20 Bevor sie wieder heimkehrten, segnete Eli die Eltern Samuels. Er sagte zu Elkana: »Möge der Herr dir und deiner Frau noch weitere Kinder schenken als Ersatz für diesen Jungen, den ihr ihm zurückgegeben habt.« 21 Und wirklich: Der Herr schenkte Hanna noch drei Söhne und zwei Töchter. Samuel aber wuchs auf als Diener des Herrn.

Elis Söhne lassen sich von ihrem Vater nichts sagen

22 Eli war inzwischen sehr alt geworden. Er hörte, wie unverschämt Hofni und Pinhas die Israeliten behandelten, und wusste auch, dass sie mit den Frauen schliefen, die beim Eingang zum Heiligtum ihre Arbeit verrichteten. 23-24 Da sagte er zu ihnen: »Ganz Israel beschwert sich bei mir über euch. Warum treibt ihr es auch so schlimm? Man erzählt sich schreckliche Geschichten! Meine Söhne, ihr müsst damit aufhören! 25 Wenn jemand an einem Menschen schuldig wird, erbarmt sich Gott vielleicht über ihn. Wenn sich jemand aber direkt gegen den Herrn versündigt, wie ihr es ständig tut, dann kann niemand als Vermittler für ihn einspringen.«

Doch die Söhne wollten nicht auf ihren Vater hören, denn der Herr hatte ihren Tod schon fest beschlossen.

26 Ganz anders war es bei Samuel: Je älter er wurde, desto mehr Ansehen fand er beim Herrn und bei den Menschen.

Gott kündigt Eli die Strafe an

27 Eines Tages kam ein Prophet zu Eli und sagte: »So spricht der Herr: Hast du vergessen, wie deutlich ich damals zu deinem Stammvater Aaron gesprochen habe, als die Israeliten noch in Ägypten unter der Herrschaft des Pharaos litten? 28 Aus allen Stämmen Israels habe ich ihn und seine Nachkommen als meine Priester erwählt. Sie sollten auf meinem Altar Opfer darbringen, Weihrauch verbrennen und in meinem Heiligtum das Priestergewand tragen. Schon deine Vorfahren durften von allen Opfern der Israeliten einen bestimmten Anteil für sich zum Essen behalten. 29 Warum tretet ihr jetzt meine Gebote mit Füßen und greift gierig nach den Opfergaben, die man für mich in den Tempel bringt? Und du, Eli, warum ehrst du deine Söhne mehr als mich? Warum duldest du, dass sie die fettesten und schönsten Fleischstücke der Opfertiere für sich nehmen, damit ihr alle euch damit mästen könnt?

30 Darum sage ich, der Herr, der Gott Israels: Ich habe dir versprochen, dass mir für alle Zeiten Männer aus deiner Sippe und deinem Stammesverband als Priester dienen sollen. Doch dazu lasse ich es nun nicht mehr kommen! Denn ich ehre nur die, die auch mich ehren. Wer mir aber verächtlich den Rücken kehrt, der wird selbst auch verachtet. 31 In Zukunft soll die Lebenskraft deiner Nachkommen gebrochen sein: Ich sorge dafür, dass nie mehr ein Mann aus deiner Sippe über seine besten Jahre hinauskommt. 32 Voller Neid werdet ihr auf das Glück und den Wohlstand blicken, den ich ganz Israel gebe, während eure Familie in meinem Heiligtum Not und Elend erlebt[d]. Keiner von euch wird je ein hohes Alter erreichen. 33 Trotzdem soll deine Familie nicht ganz aussterben: Manche werden noch vor meinem Altar dienen, doch auch sie bringen dir nur Kummer und Leid[e]. Denn alle deine Nachkommen werden im besten Mannesalter sterben. 34 Ich will dir mit einem Zeichen bestätigen, dass jedes dieser Worte eintreffen wird: Deine Söhne Hofni und Pinhas werden beide am selben Tag sterben!

35 Dann setze ich einen Priester ein, der treu zu mir steht. Er wird mir dienen und tun, was mir gefällt. So wie er sollen auch seine Nachkommen für alle Zeiten meine Priester sein und ihren Dienst vor dem König verrichten, den ich auserwähle. 36 Wer dann von deinen Nachkommen noch lebt, wird zu diesem Priester kommen und auf den Knien um etwas Geld und Brot betteln. Er wird flehen: Bitte lass mich ein Gehilfe der Priester werden, damit ich wenigstens etwas zu essen habe.«

Footnotes

  1. 2,1 Wörtlich: mein Horn ist erhöht in dem Herrn. – Das Horn steht sinnbildlich für Stärke und Kraft. So auch in Vers 10.
  2. 2,10 Wörtlich: Er erhöht das Horn seines Gesalbten.
  3. 2,12 Wörtlich: Sie kannten den Herrn nicht.
  4. 2,32 Oder: während eure Familie andauernd Not und Elend erlebt.
  5. 2,33 Oder: damit du nicht vor Kummer und Leid vergehst.